Allernächste Dinge
Zu den Bildern von Gabriele Langendorf
Wer wie die Künstlerin seit Jahrzehnten zu malen gewohnt ist, der malt auch ohne Absicht, vielleicht sogar ohne Gedanken. Malen ist dann wie leben, auch wenn es uns zunächst erschrecken mag, dass das eine wie das andere auf diese Weise gelingt.
Gabriele Langendorf wendet sich mit ihren Bildern den allernächsten Dingen zu. An dieser Kunst hätte vielleicht auch Friedrich Nietzsche Gefallen gefunden, denn für ihn stand außer Frage, dass die Geringschätzung der allernächsten Dinge folgenschwer sein muss. Ja, er war sogar der Meinung, es lassen sich aus dem Mangel an Aufmerksamkeit „fast alle leiblichen und seelischen Gebrechen der einzelnen ableiten: nicht zu wissen, was uns förderlich, was uns schädlich ist, in der Einrichtung der Lebensweise, Verteilung des Tages Zeit und Auswahl des Verkehres, in Beruf und Muße, Befehlen und Gehorchen, Natur- und Kunstempfinden, Essen, Schlafen und Nachdenken; im Kleinsten und Alltäglichsten unwissend zu sein und keine scharfen Augen zu haben – das ist es, was die Erde für viele zu einer „Wiese des Unheils“ macht. Man sage nicht, es liege hier wie überall an der menschlichen Unvernunft: vielmehr – Vernunft genug und übergenug ist da, aber sie wird falsch gerichtet und künstlich von jenen kleinen und allernächsten Dingen abgelenkt.“
Mit ihren Bildern widmet sich Gabriele Langendorf nicht nur den allernächsten Dingen, sie bringt darüber hinaus auch eine große Gelassenheit gegenüber ihrer Profession und ihrem Anspruch als Malerin zum Ausdruck.
Andreas Bee