„Weihnachten macht alles gut!“ schrieb Friedrich Nietzsche als 17jähriger Schüler aus dem Internat an Mutter und Schwester. „Nichts ist gut, nichts wird gut!“ möchte man angesichts der von Peter Sauerer gestalteten Krippen-Szene entgegnen. Oder täuscht uns vielleicht der erste Eindruck? Kann aus der armseligen Umgebung, in der der Müll zwar getrennt werden soll, aber tatsächlich überall herumliegt, in der ein Schild an der Hauswand Bettler und Hausierer zu vertreiben sucht, etwas Schönes und möglicherweise sogar ein Erlöser hervorgehen? Deprimierend wirkt das Bild, keine Engel sind zu sehen, niemand bringt königliche Geschenke, kein Stern glänzt über allem. Dieser lehnt vielmehr unfertig und untätig an der Wand des Holzschuppens, aus dem zu allem Übel noch der Leibhaftige mit einer Keule in der Hand die Szene betritt. Kann er dem Passanten mit orangefarbener Daunenjacke, in dem wir den Künstler Peter Sauerer erkennen, mit einem gezielten Schlag aus dem Verkehr und ins Verderben ziehen? Oder werden der Heilige Joseph (Beuys) und Maria (alias Madonna) mit dem Wickelkind das Schlimmste verhüten? Wohl kaum, denken wir, denn es muss wohl in Erfüllung gehen, was geschrieben steht und deshalb kommt vor dem Heil die Passion. Darauf verweisen nicht zuletzt die drei Würfel auf der Fensterbank, mit denen die Soldaten einst auf Golgatha am Fußen des Kreuzes um Jesu Mantel gezachert haben. Also, keine Hoffnung, nirgends? Doch, möchte man entgegnen, denn es gibt etwas Wahres innerhalb der Kunst das mehr zählt als alles Gold der Welt, es gibt etwas Schönes und Stimulierendes in den großen Werken der Künstler, das nicht durch noch so widrige Umstände und krude Verhältnisse verdrängt werden kann und Trost und Hoffnung stiftet.
Weihnachten
macht alles gut!
